Still - Punkt ...
Lied des Menschen
Ich bin ein Mensch; doch bild ich mir nicht ein,
ich könnt im Dunkeln besser sehn als Eulen-
ich könnte lauter als die Wölfe heulen,
und stärker als ein Löwe sein.

Ich bin ein Mensch; doch glaub ich nicht ich sei
so glücklich wie Delphine, wenn sie springen;
so selig wie die Meisen, wenn sie singen,
auch nicht so schnurrig wie ein Papagei.

Ich bin ein Mensch- und doch in jedem Tier;
in Laus und Adler, Raupe, Pfau und Schnecke.
Sie sind die fernsten Ahnen, und ich stecke
in jedem Tier; und jedes steckt in mir.

Doch bin ich Mensch in ganz besondrem Sinn-
wenn Tiere schnurrig sind, verspielt und heiter,
dann sind sie schnurrig, heiter, und nichts weiter.
Ich aber weiss es, wenn ich glücklich bin.

Was Tiere sind, das sind und bleiben sie.
Ein Wolf bleibt Wolf - ein Löwe bleibt ein Löwe;
doch ich kann alles sein, Delphin und Möwe-
ich bin ein Mensch;
ich habe Phantasie...

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James Krüss

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denkmahl, Donnerstag, 27. März 2008, 20:24
Philosophie in Gedichtform ist nie zu verachten.
Danke für den Beitrag.
Habe mir erlaubt, das Gedicht zu meinem Gedichtefundus zu legen. Werde ich bestimmt wieder einmal gebrauchen können.

adebar, Donnerstag, 27. März 2008, 22:45
...ich fühle mich geehrt!! :-)
(und James Krüss ginge es sicher nicht anders,wenn er denn noch lebte; ein toller Mensch! )