Still - Punkt ...
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So....nun ist es also soweit: nach einer bald zweieinhalbjährigen "Abstinenz" als in der Geburtshilfe tätige Hebamme durfte ich heute zum ersten Mal wieder eine Geburt begleiten; und was für eine!! Wenn alle so laufen würden - ich würde mir glatt überlegen, ob ich da nicht wieder etwas vermehrt einsteigen möchte. Vorläufig mache ich aber nur für 3 Monate Aushilfe, da meine Hebammenkolleginnen durch Stellenwechsel, Mutterschaft, Krankheit und Ferienzeit momentan etwas knapp an Personal sind. Ich war natürlich sehr gespannt, wie ich mich bei "meiner" ersten Geburt nach so langer Zeit "schlagen" würde - schliesslich war keine meiner Arbeitskolleginnen zugegen, sondern einfach am Tel. erreichbar, sollte ich irgendwelche Probleme haben. Da sie mir aber versicherten, dass sich praktisch nichts geändert habe, ausser ein paar kleinen, unwichtigen "Sächelchen", (eher administrativer Art) trauten sie (und ich) mir zu, das alleine zu schaffen... Und so war es auch :-)

Das Paar (oder die drei) betrat(en) heute morgen um 07.40 das Gebärzimmer; und keine 40 Min später war sie da, die Kleine. Ohne Infusion, ohne Medikamente, ohne Schnitt, kurz: OHNE ALLES -dafür mit einer mit warmen Wasser vollgelaufenen Badewanne, die keine Chance mehr hatte, der werdenden Mutter etwas zur Entspannung beizutragen; so eilig hatten die beiden es!
Sogar der Arzt kam so knapp, dass er gerade noch die letzte Presswehe und den Eintritt der Kleinen in eine neue Welt miterleben konnte.
WOW - dachte ich mir; SO müsste es immer sein!! Der neue Papa war völlig überwältigt und sprachlos, dass alles so schnell und problemlos über die Bühne gegangen war. Er war vor lauter Staunen und Ueberraschung gar nicht im Stande, die Nabelschnur der Beiden zu durchtrennen. Also stellte sich die frischgebackene Mama gleich selber zur Verfügung und durchtrennte die letzte anatomische Bindung (natürlich abgesehen vom Stillen) zu Ihrem Kind. Eine spezielle Situation, die ich in meiner 20-jährigen Geburtshilfe-Tätigkeit bis heute noch nie erlebt habe.
Dann, ein paar wenige Minuten später, begann das Baby auch schon, nach Mamas Brust zu suchen und sofort zu saugen - als hätte sie mit ihren 2600 gr noch nie etwas anderes gemacht...

Wenn ich eine so wunderbare, vollkommen natürliche Geburt miterleben und begleiten darf; wenn man die Kraft der Natur und des Lebens förmlich spüren kann - dann erfüllt mich dieses Erlebnis noch heute, nach 20 Jahren, mit Ehrfurcht und Demut - und einmal mehr denke ich:
Einen wunderbaren Beruf habe ich mir da ausgesucht. Wo denn sonst sind so viele, und vor allem meist freudige, Emotionen im Spiel!?

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gutemine, Mittwoch, 16. Juli 2008, 19:21
oh wie schön, Ehrfurcht + Demut bei tiefer Rührung, das kann ich gut nachvollziehen ... meine Geburt verlief ähnlich, ruhig und recht schnell -- nur der Scheidenriss war doof. Doch bei so viel Rührung schnell vergessen.
Ja, Hebamme ist definitiv ein toller Beruf und ich war über meine Geburtshebamme sehr glücklich !!!
Ganz liebe Grüße !!!

denkmahl, Mittwoch, 16. Juli 2008, 21:37
Leider durfte ich an einer Geburt (ausser an der eigenen natürlich) nicht teilhaben - eine Erfahrung, die mir dieses Leben nicht bereitgehalten hat. Das zu akzeptieren war zwar nicht ganz einfach, aber Lebenserfahrungen kann man sich ja nicht aussuchen.
Freut mich trotzdem, zu lesen, wie sich das anfühlt und dass dir der Beruf als Hebamme so viel gibt.

Weinende SchülerInnen am Schulende zu erleben ist zwar keine Geburt, aber irgendwie fühlt sich das auch grossartig gut an, vielleicht ähnlich dem Gefühl, wenn man die Bergspitze erreicht hat und die einzelnen Schritte bis zum Ziel vergessen hat. Vor lauter Weitsicht und Aussicht verblassen die Momente der Enge und Verzweiflung.

adebar, Donnerstag, 17. Juli 2008, 02:56
Ja, wenn ich mir das recht überlege, haben Dein und mein Beruf doch Einiges gemeinsam!
Beide begleiten wir junge Menschen auf einem Stück ihres Lebensweges durch Höhen und Tiefen, und bei beiden stehen sie am Ende unserer Arbeit vor einer neuen Etappe, einer neuen Herausforderung, die es anzunehmen und zu meistern gilt. Die eine Hürde steht einfach am Anfang Ihres Lebens, die andere ein paar Jahre später....

adebar, Donnerstag, 17. Juli 2008, 03:03
Zu Gutemine:
Ja, es ist wirklich so. Anders kann ich dieses Gefühl dann, wenn das Kind im Arm seiner Mutter liegt und dort sofort ruhig wird, nicht beschreiben. Wer genauer hinschauen würde, sähe vermutlich oft, dass sich auf meinen Armen Gänsehaut breit macht, und ich schon auch mal leer schlucken muss. Gut, sind die Beteiligten dann jeweils sehr viel mehr mit Anderem beschäftigt, als die Hebamme genauer zu inspizieren :-))....
Schön, dass Du mit Deiner Hebamme so gute Erfahrungen gemacht hast! Das ist ja leider nicht immer so....
PS: Mail folgt noch diese Woche!!!

gutemine, Samstag, 19. Juli 2008, 01:36
Wer weiß, vielleicht wird ja doch heimlich inspiziert ... :-) ... das macht Dich aber umso sympathischer, dass Du mit so viel Herz + Rührung dabei bist. Da können die Mamas + Babies ganz froh sein ...

PS: Mach Dir keinen Stress ... und liebe Grüße !!!